HerrMittmann

Norwegen-Reise: Architektur-Fotografie im Restaurant Under

12. September 2023

Das erste, eigentliche Ziel meiner Norwegen-Reise, war das Restaurant The Under. Ein doppeldeutiger Name, der einerseits darauf hindeuten soll, dass es sich um das größte Unterwasser-Restaurant der Welt handelt. Andererseits ist „Under“ das norwegische Wort für Wunder – denn schließlich soll das Restaurant in eine wundersame Welt entführen. 

Hier durfte ich ein paar Architekturfotos und Drohnen-Aufnahmen machen und dabei mehr über die Entstehungs-Geschichte des Restaurants erfahren.

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Im Vorfeld meiner Reise hatte ich das Restaurant Under angeschrieben, um zu fragen, ob ich dort auch von innen Fotos machen darf – und ob jemand Zeit für ein kurzes Interview hat. Tatsächlich war man dort sehr hilfsbereit. Der Marketing-Manager des Restautants, Bernt Dag, hatte sich vor Ort Zeit für mich genommen.

Mich hat vor allem die Hintergrund-Geschichte interessiert. Wie kommt man auf die Idee, ein Unterwasser-Restaurant zu bauen? Und warum ausgerechnet an dieser Stelle?

Der Hintergrund ist Folgender: Es gibt zwei Brüder, die ein Hotel in der Region haben. Das Problem ist, der Standort ist etwas ab vom Schuss gelegen, in der Mitte zwischen Kristiansand und Stavanger. Für Touristen gab es wenig Grund, ihr Hotel zu buchen, da es keine wirkliche Attraktion in der Nähe gab.

Also dachten sich die Brüder:

 

„Wir bauen unsere eigene Attraktion!“

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Die Idee eines (Unterwasser-) Restaurants kam relativ schnell. Zu Beginn hatte ein lokaler Architekt ein paar Entwürfe angefertigt. Aber die Brüder hatten das Gefühl, dass sich das Projekt viel größer entwickelt, als anfangs gedacht. Also wollten sie sich noch einmal ein anderes, größeres Architektur-Büro suchen, um das Maximum aus ihrer Idee zu holen.

Die Brüder haben sich dann an 
Snøhetta gewandt – eine DER bekanntesten Architektur-Büros der Welt, welches aus Norwegen kommt und – Spoiler – mir noch einige Male begegnen wird. 

 

Bernt hat mir erzählt, dass es gar nicht so leicht war, auf Snøhetta zuzugehen. Er meinte, es sei schwer zu übersetzen, aber man hätte schon eine kleine, metaphorische Verbeugung machen müssen.

Snøhetta hingegen waren schnell Feuer und Flamme für das Projekt. Anfänglich war der Plan noch, das Restaurant direkt am Hotel zu integrieren. Snøhetta hingegen schlugen letzten Endes vor, dass solch ein Gebäude eigenständiger stehen müsste – und so wanderte das Restaurant letztlich an seinen heutigen Standort am Ufer „gegenüber“.

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Der ursprüngliche Standort für das Restaurant Under, am Ufer gegenüber.

Bernt hat mir außerdem erzählt, dass der norwegische Staat solche Projekte durchaus großzügig fördert, da sie mit ihrer Strahlkraft für den Tourismus im ganzen Land wichtig sind. Anders wäre es für die Brüder vermutlich auch gar nicht möglich gewesen, den Bau zu finanzieren und an das Grundstück zu kommen.

Heute ist das Gebäude eines der bekanntesten Bauwerke Norwegens. Wenn man „Architektur Norwegen“ googelt, sind Bilder vom Restaurant Under ganz weit vorne. Für Snøhetta ist es eines ihrer Top-Referenzen geworden. Und für mehr Hotelgäste hat es tatsächlich auch gesorgt.

Das Innere des Restaurants soll eine kleine Reise simulieren. Es geht nicht darum, möglichst schnell die Gäste abzufertigen. Viel mehr wird der gesamte Besuch als Erlebnis angesehen.

Oben gibt es einen Eingangsbereich. Dann geht man über eine lange Treppe hinab und lässt den Alltag hinter sich an der „Oberfläche“. Im Zwischenschritt gibt es dann erst noch einen Lounge-Bereich mit Bar, ehe man sich ganz nach unten zum Dinner begibt.

An einer Stelle meinte Bernt, dass man manchmal gar nicht so genau wüsste, wer wen beobachtet: Die Gäste die Fische, oder die Fische das Geschehen im Under. Ich muss sagen, Unrecht hat er nicht. Interessanterweise hängen tatsächlich recht viele Fische vor der Scheibe. Warum ausgerechnet hier? Sie haben das komplette Meer, in dem sie schwimmen könnten. Jedenfalls, wenn man dort steht und fasziniert rausschaut, kommt man sich selber ein Stück weit von ihnen beobachtet vor.

Die spannendsten Dinge, die man wohl beobachten kann, sind übrigens: Regelmäßige Tauchgänge von Möwen, welche die Fische vor der Glasfront jagen. Selten auch mal ein Besuch von Seehunden. Und gerade bei Sturm sei es wohl sehr interessant, die Wellenbildung von unten zu sehen.

Zu den Materialien lässt sich noch sagen, dass man großen Wert darauf gelegt hat, dass alles möglichst „Made in Norway“ ist. Einzig die Deckenverkleidung kommt aus Dänemark und die Glasfront wurde per Schiff aus Kanada geliefert. Aber diese Einstellung, sich auf einheimisches Handwerk zu fokussieren, ist mir im weiteren Verlauf der Reise oft aufgefallen. Wobei es gar nicht mal strikt norwegisch sein muss, sondern oft Skandinavien als Ganzes gesehen wird.

Wie eingangs erwähnt, waren die Leute vom Under sehr hilfsbereit mir gegenüber. Nach dem Interview durfte ich dann noch komplett alleine und ungestört meinte Fotos im Inneren machen.

Eigentlich habe ich gedacht, dass es eine Sache von zwei bis drei Stunden wird. Am Ende war ich bestimmt sechs Stunden vor Ort, ehe es weiter nach Stavanger ging.

Das Essen im Restaurant Under ist übrigens ebenso besonders, wie die Architektur – ausgezeichnet mit einem Michelin-Stern. Die Zutaten sind saisonal und regional. Teilweise wird beispielsweise Seetang verwendet, welches nur wenige Meter weiter geerntet wird. Außerdem arbeitet man eng mit den Landwirten aus der Region zusammen. 

Direkt vor dem Restaurant Under gibt es übrigens noch ein kleines Besucher-Zentrum, welches u.a. über die Fische und Wasser-Pflanzen vor Ort informiert.

Und „nebenan“ gibt es noch eine kleine Insel mit einer Galerie für zeitgenössische Kunst, Bjoholmen. Man erreicht sie über einen kleinen Steg. Auf dem Weg dort hin fällt einem direkt die große Hunde-Figur auf. 

Norwegen-Reise: Architektur-Fotografie im Restaurant Under
12. September 2023

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