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Norwegen-Reise: Hotel & Restaurant Elva – sportliche Designer-Unterkunft

20. September 2023

Das Hotel und Restaurant Evla im norwegischen Örtchen Voss besteht aus fünf Hütten und einem Hauptgebäude in modernem Design. Obendrauf gibt es Whirlpools direkt am Wasser, eine fantastische Aussicht und Schafe. Visit Norway nennt die Gegend die „Adrenalin-Hauptstadt Norwegens“, aufgrund der vielen actionreichen Freizeitangebote wie Paragliding oder Wildwasser-Rafing

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Das Elva war das erste Hotel meiner Reise, wo ich für zwei Nächte übernachtet habe, in der Hoffnung, auch ein bisschen Entspannung auf meiner Reise zu finden.

Es war zu dem Zeitpunkt tatsächlich noch brandneu. Die Eröffnung war, glaube ich, im Juni oder Juli. Auf der Homepage waren noch diverse 3D-Renderings statt tatsächlicher Fotos und vor Ort wurde an manchen Stellen noch einmal die Holz-Verkleidung abgenommen, um ein paar Kleinigkeiten zu fixen.  

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Das Hotel besteht aus einem Haupt-Gebäude, in dem auch ein paar eher „klassische“ Hotelzimmer sind, Seminarräume und natürlich das Restaurant. Und dann die besagten fünf Hütten in unterschiedlicher Größe und Ausführung, von Einzel-Hütte bis drei Zimmer übereinander. 

Durch diese Kombination aus Haupt-Gebäude und separaten Hütten, hat man eine spannende Mischung aus „sein eigenes Ding haben“ und trotzdem nicht komplett ab vom Schuss zu sein. 

Auch hier hatte ich vorab angefragt, ob sich jemand für ein Interview bereiterklären würde. In diesem Fall hat sich der Chef persönlich,
Frode Solbakk, wirklich ausführlich Zeit genommen und konnte mir zu jedem Detail ganz begeistert etwas erzählen.

Vom historischen Pferdestall zum Design-Hotel

Die Geschichte des Hotels beginnt eigentlich im 2. Weltkrieg. Die Nazis haben hier ihre Stützpunkte errichtet. An dieser Stelle gab es einen Stall der Wehrmacht mit dazugehörigem Hufschmied. Nach dem Krieg lag das Gelände brach und wucherte zu.

Jahrzehnte später übernahm Frode die Stall-Gebäude für seinen Wildwasser-Rafting-Verleih. Dafür restaurierte er die Gebäude so aufwändig, dass sie mittlerweile unter Schutz stehen. 

Das Gelände nebenan lag weiterhin brach. Es war eigentlich als Industrie- und Gewerbe-Gebiet ausgeschrieben, aber Frode wollte nicht, dass die Bäume dort gefällt werden und ein hässliches Gebäude direkt am See entsteht. Also sicherte er sich zunächst auch das Grundstück, ohne zunächst einen konkreten Plan zu haben, was er damit macht. 

 
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Er wollte letztlich auch nichts, was den anderen im Ort Voss zu sehr Konkurrenz macht, also beispielsweise kein weiteres „normales“ Hotel. Er wollte aber außerdem Arbeitsplätze schaffen und keine Ferienwohnungen ohne Service, außer ein oder zwei Reinigungskräften.

So entstand das Elva in seiner heutigen Form. Die einzelnen Hütten sind schon etwas spezieller und nicht unbedingt etwas für jeden Geschmack – also keine explizite Konkurrenz zu anderen Hotels. Gerade durch die Anbindung des Restaurants konnte er Köche und weiteres Personal einstellen – und auch etwas für die Bewohner vor Ort schaffen, nicht nur für Touristen. Und obendrauf gibt es diverse Kurse wie Yoga, oder eben das Rafting, für die es ebenfalls Personal braucht. 

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Nachhaltiges Hotel-Design ohne Kompromisse

Das Design wurde inspiriert vom Juvet Landscape Hotel, welches ebenfalls eines DER bekanntesten Gebäude in Norwegen ist. Bekannt geworden ist es durch den Film „Ex-Machina“, in dem das futuristische, in die Natur eingebettete Anwesen eines Technik-Genies ist. 

Mit dem Eigentümer des Juvets ist Frode gut befreundet. Ursprünglich sollte es ebenfalls aus einzelnen Hütten bestehen, was sich aber im weiteren Entwicklungs-Prozess änderte. 

Aber Frode griff die Idee wieder auf. Dabei wollte er keine Kompromisse für sein Hotel eingehen. Es zeigt sich an Details. Beispielsweise gibt es keine Vorhänge, welche einen Bruch im Design wären. Stattdessen gibt es versteckt integrierte Rollos. Selbst so etwas wie die Sprinkler (Brandschutz) sind in der Decke versenkt. Alles, damit das Design nicht gestört wird.

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Als ich meine Hütte betrat, hatte ich ein ganz charmantes Gefühl von „Das könnte ich auch selber bauen“ – was ich natürlich NICHT kann. Aber sie wirkte, wie von einem Zimmermann gebaut und nicht wie ein glatt geschliffenes Designer-Objekt. Trotz allem war Frode auch die Energie-Effizienz besonders wichtig. Die Hütten sind auf hohem Stand gedämmt. Obendrauf gibt es eine Versorgung via Erdwärme.

Besonders interessant beim Thema Nachhaltigkeit fand ich, dass er sich im Bad zu entschieden hat, alles mit Linoleum auszukleiden. Darüber hatte ich mir vorher gar keine Gedanken gemacht, aber er erwähnte den hohen CO2-Ausstoß, welcher bei der Produktion von Fliesen entsteht. Linoleum sei für diesen Zweck das geringste Übel, welches er finden konnte. Außerdem sei es leichter zu reinigen, was Putzmittel spart.

Bei der Einrichtung war es Frode wieder wichtig, dass alles aus Norwegen, oder Skandinavien stammt. Für einzelne Möbel hat er sogar Spezial-Anfertigungen erstellen lassen, beispielsweise ein Sitzsack-Bezug aus Wolle.

 

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Badezimmer aus Linoleum

All diese Dinge waren dabei eher ein „versteckter Luxus“. Obwohl sie hochwertig sind und so eine Spezialanfertigung entsprechend Geld kostet, wirkt alles sehr bodenständig. Frode erzählte, dass interessanterweise viele Scheichs aus Dubai  o.ä. zu Besuch kämen.  Leute, die im Prinzip schon alles haben, die zu Hause den eher „formellen“ Luxus haben, wie man ihn sich vorstellt.  Aber diese Mischung, die sie beim Elva finden, sei  eine Abwechslung, die ihnen sehr gefällt. Frode sagte dabei den schönen Satz:

„Die reichsten Menschen der Welt geben uns 5-Sterne-Bewertungen“.

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Zu guter letzte verfolgt Frode im Außenbereich die Philosophie, die Natur möglichst sich selber zu überlassen. Fürs nächste Jahr will er dort Wildblumen aussähen. Alles soll bis zu den Häusern hoch wuchern, nur ein paar Wege bleiben frei.  Hinzu kommen noch diverse Obst-Bäume und Sträucher mit Beeren, die man im Restaurant verwenden kann – oder sich selber etwas pflücken.

Mir kam immer wieder der Vergleich zu The Bolder in den Sinn. Auch wenn beides irgendwo ähnlich ist, sind es zwei komplett verschiedene Philosophien. Ich will gar nicht sagen, dass ich eins von beidem besser fand. Beide haben etwas für sich. Aber Elva war jedenfalls auch ein Ort, an dem man sich einfach wohlfühlt.

Nur aus meinem Plan, etwas zu entspannen, wurde leider nichts. Zu meiner Ankunft war es sehr regnerisch und grau. Trotzdem wollte ich meine Fotos erst machen, damit ich am nächsten Tag „frei“ habe. Den nächsten Tag lockerte es aber gerade gegen Abend noch einmal auf. Das Licht war so schön, dass ich mir dachte, wo ich schon mal da bin, müsste ich das fotografisch mitnehmen, sonst ärgere ich mich. Und so habe ich praktisch dreimal bei verschiedenem Wetter die kompletten Außenaufnahmen gemacht.

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Norwegen-Reise: Hotel & Restaurant Elva – sportliche Designer-Unterkunft
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